1/24 – AK UMWELT

Zusammenleben braucht Regeln, nicht nur gegenüber anderen Menschen, sondern auch gegenüber Tieren und Pflanzen.

Unterwegs als Gäste der Natur

Nachhaltige Tourenplanung in der Sektion – Einladung zu einem Workshop

Jede Menge Touren und Wanderungen organisieren die zahlreichen Gruppen der Aachener DAV-Sektion Jahr für Jahr: nah und fern; kurz und lang; auf Wanderwegen, Fels und Schnee; im Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Bewegung, Frischluft, Kontakt mit Sonne, Wind und Wasser, Pflanzen und Tieren, körperliche Anstrengung und Entspannung, Erlebnis von Gemeinschaft – es gibt viele gute Gründe, die uns raus „in die Natur“ drängen.

Höflichkeit, Respekt, Dankbarkeit, Wertschätzung, Rücksichtnahme, Offenheit –
Das sind die Eigenschaften, die laut Knigge ein
Gast seinem Gastgeber gegenüber zeigen sollte.

Das passt auch für Gäste der Natur …

Und „die Natur“ erwartet uns geduldig. Beziehungsweise das, was unsere Vorfahren und wir von ihr übriggelassen haben. Denn längst sind die Landschaften von Straßen durchschnitten, von intensiver Land- und Forstwirtschaft in Anspruch genommen, mit Siedlungen, Gewerbe, Infrastruktur verbaut und versiegelt, einschließlich der Einrichtungen, welche die immer zahlreicher werdenden Touristen für einen angenehmen Aufenthalt „in der Natur“ erwarten. „Unberührte Natur“ – die gibt es nur noch in der Werbung der Tourismus- und Outdoor-Industrie.

Welche Aufgaben des DAV sind für Sie besonders wichtig?

Bundesweite Zwischenergebnis DAV-Bundesgeschäftsstelle 2023
(mehrfachauswahl möglich)

Doch so war es schon immer, seit Menschen nicht nur als Teil von Natur ihre ökologischen Nischen besiedeln, sondern als Gegenüber von Natur diese nutzen, definieren und ausbeuten. Nur dass sich die Dynamik immer weiter beschleunigt hat. In der geologischen Fachwelt ist inzwischen sogar von einem Menschen-Zeitalter, dem „Anthropozän“ die Rede. Die menschengemachten Veränderungen treffen den gesamten Planeten in all seinen natürlichen Dimensionen. Doch trotz (oder wegen?) all der massiven menschlichen Eingriffe: Der Reiz und die Faszination, sich „in der Natur“ zu bewegen, sind ungebrochen.

Zeit, darüber nachzudenken, wie wir als DAV-Mitglieder bei unseren Aktivitäten der von uns so geschätzten Natur begegnen. Wie wir unsere Bergsportaktivitäten, unsere Touren so gestalten können, dass sie uns nicht nur „naturnahe“ Erlebnisse verschaffen, sondern auch das Verstehen von und den Respekt für Natur in ihrer verletzlichen Vielfalt fördern.

Wer Natur erfährt, lernt, sie zu respektieren.

Natur – der Lebensraum, den wir mit anderen teilen.

Wieviel Zeit, wieviel Nähe investieren wir in Naturerfahrung?

Keine Versorgung, kein Feuer, kein Abfall, dafür eine Plattform fürs Zelt und eine Trockentoilette – in immer mehr Regionen gibt es diese Form des naturnahen Campens.

Zusammenleben braucht Regeln, nicht nur gegenüber anderen Menschen, sondern auch gegenüber Tieren und Pflanzen.

Natur verstehen und Natur schützen gehört zusammen. Hinweistafeln helfen dabei.

Entscheidend dafür sind die Vorbereitungen unserer Unternehmungen und die Erfahrungen, Einstellungen und Ziele, die uns dabei leiten. Unsere Touren fallen unterschiedlich aus, je nachdem, ob wir in erster Linie Erholung, sportliche Herausforderung, Gemeinschaftserlebnis oder zum Beispiel beeindruckende Bilder suchen. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wie begegnen wir dabei der Natur? Als Erlebnisraum, als Hindernisparcours, als Kulisse, als Ressource – oder als Gastgeberin? Die Natur empfängt uns als ihre Gäste. Eine solche Einstellung hat Folgen für unser Verhalten (von A wie Anreise über M wie Müll bis Z wie Zwischenmahlzeit), zuvor aber schon für unser Erleben und Verstehen von Natur.

Unterwegs als Gäste der Natur: Darüber würden wir gerne auch mit anderen Sektionsmitgliedern ins Gespräch kommen, Ideen sammeln, Fantasien entwickeln. Mit all denen, die daran interessiert sind, möchten wir im Herbst in einem Workshop Erfahrungen und Gedanken darüber austauschen, wie wir unsere Touren möglichst nachhaltig planen und durchführen können. Bei Interesse meldet Euch (bitte bis spätestens Ende August) bei uns.

Meine Erfahrungen in der Natur haben mich nachhaltiges Denken und Erkennen gelehrt. Erst wenn Menschen die Chance haben, Natur unmittelbar kennenzulernen, wächst der Respekt dafür. Retten können wir unsere Berge und die Natur nur, wenn wir sie begreifen – mit allen Sinnen.

(Reinhold Messner, in einem Interview im November 2023)

Text & Fotos: AK Umwelt

René Anschütz, Susanne Kruchen, Helmut Vor, Georg Stoll (georg.stoll@dav-aachen.de)