Der Massiv Trail
Nach unserem aufregenden Erasmus Auslandssemester in Trondheim (Norwegen) durfte ein großes Abenteuer zum Abschluss nicht fehlen. Aber von Anfang an – Wer ist wir? Anna, Max, Giacomo, Niki, Raphael und ich (Robin) haben uns während unseres Auslandssemesters in Norwegen kennengelernt.
Nur Niki und ich studieren schon einige Zeit zusammen in Aachen und schon bevor wir überhaupt angekommen waren, hatten wir bereits Pläne für eine Fernwanderung am Ende unseres Semesters. Der Kungsleden sollte es werden, doch dann entdeckte Anna den Massiv Trail und es hat nicht viel Überzeugungsarbeit gebraucht, um unseren Plan zu ändern. Der Massiv Trail ist ein relativ junger 350 km langer Fernwanderweg, der durch die vier Nationalparks Breheimen, Jotunheimen, Skarvheimen und das Hardangervidda verläuft. Nun erforderte der Trail einiges an Planung und Vorbereitung, denn es galt die Versorgung mit Proviant entlang des Trails zu organisieren, sich für das passende Equipment zu entscheiden (Bloß kein Gramm zu viel), und und und … Wir entschieden uns Versorgungspakete an zwei etwas größere Hütten zu schicken und freuten uns schon beim Packen darauf, wenn wir diese hungrig entgegennehmen dürfen. Als kleine Überraschung packte ich mir eine Candy- Tüte ins Paket und war mir sicher, dass ich mich darüber riesig freuen werde.
Nun ein kleiner zeitlicher Sprung, denn die Pakete haben wir schon einige Wochen vor dem Start losgeschickt und hofften alle sehr, dass diese auch wirklich an den Hütten ankommen würden – einen Plan B gab es nicht wirklich.
Nachdem wir nach einigem Grübeln einen passenden Parkplatz für das Auto in Sota Sæter, dem Ziel des Trails, gefunden hatten konnte die Zug- und Busanreise zum Start endlich losgehen und die Spannung stieg! Wir entschieden uns dazu weitestgehend im Zelt zu schlafen und spontan auf die Hütten entlang des Trails zurückzugreifen, wenn das Wetter doch mal sehr schlecht sein sollte – und das wurde es!
Los ging es also im Breheimen-Nationalpark, dem Gletscherreichen Teil des Trails. Die Stimmung war super, das Wetter hervorragend und so hatten wir einen tollen ersten Abend an einem riesigem Gletschersee und waren überwältigt, dass wir nun endlich nach langer Planung und vielen Überlegungen auf dem Trail waren. Die Landschaft war beeindruckend und schon zu Beginn waren wir ziemlich schnell allein unterwegs. (siehe Bild Header) Nach einer langen Etappe entlang des Seeufers haben wir einen wundervollen Zeltplatz gefunden und bekochten uns mit unseren Spezialitäten, wie Kartoffelpüree mit Röstzwiebeln oder Couscous mit Gemüsebrühe – es war alles Gewichts-/ Kalorienoptimiert.
Nach einer geführten Gletscherquerung mussten wir uns allmählich sowohl vom Breheimen-Nationalpark als auch vom guten Wetter verabschieden. Zu dem Zeitpunkt hofften wir noch, dass die Wettervorhersage nicht Recht behalten wird. Doch es kam wie es kommen musste und wir wurden zum ersten Mal richtig nass, ein erster guter Test, ob alles dicht ist und die Haferflocken im Rucksack trocken bleiben. Nach einem langen und anstrengenden, aber trotzdem sehr schönem Abstieg
und den ersten körperlichen Beschwerden wollten wir es unbedingt zur nächsten Hütte schaffen und hofften, dass die noch einen Platz für uns hatten, denn wir waren komplett durchnässt und es kamen die ersten Zweifel auf, auf was wir uns hier eigentlich eingelassen haben. Wir hatten Glück – es gab noch ein Not-6er-Zimmer und wir schlugen, ohne zu zögern, zu. Wir nutzen die Zeit unsere Sachen zu trocken, nahmen die ersten Reparaturen am Equipment vor oder kochten einfach nur.
Weiter wanderten wir durchs schöne Jotunheimen, begleitet von durchwachsenem Wetter, was uns so langsam auf die Nerven ging. Regenhose an, Regenhose aus – man konnte es nicht richtig machen, denn der nächste Schauer kam schneller als einem lieb war.
Die Tage vergingen, der Proviant schwand und wir näherten uns der Hütte, an der uns das erste Versorgungpaket erwartete. Wir waren sehr erleichtert als der Hüttenwirt uns mit unseren Paketen entgegenkam und ich genoss meine Candy-Tüte, als wenn ich tagelang nicht süßes gegessen hätte, dabei war das letzte Snickers sicherlich nicht länger als 3 Stunden her. Max erfuhr nebenbei, dass eins der Pakete erst gestern Abend angekommen ist, obwohl die Hütte uns telefonisch gesagt hatte, dass alle Pakete da sind. Drei ähnliche Pakete und eine Sprachbarriere haben wohl zu Verwirrung geführt. Puuh – Glück gehabt! Mit neuem Proviant für die nächsten 6 Tage ging es weiter und wir fluchten alle ein bisschen wie schwer unsere Rucksäcke doch jetzt wieder sind. In der Zwischenzeit haben uns Giacomo und Raphael verlassen, da die beiden leider früher nach Hause mussten. Gleichzeitig näherte sich der Jotunheimen-Nationalpark dem Ende, was sich auch an der Landschaft deutlich bemerkbar machte. Die Berge wurden flacher und wir waren nun im Skarvheimen-Nationalpark. Immer öfter begegneten uns Schafe und wir hatten tatsächlich ein paar Sonnenstunden abends am Zeltplatz.
Wer schonmal in Norwegen war, wird jedoch wissen, dass die Mücken an schönen Zeltplätzen an Seen eine echt nervige Angelegenheit sein können und so saßen wir nicht allzu lange draußen beisammen. Skarvheimen war toll, aber die nächsten Tage wurde das Wetter einfach nicht besser. Trotzdem kämpften wir uns weiter voran, erholten und trockneten unsere Sachen auf Selbstversorgerhütten, denn aufgeben wegen des Regens wollten wir keinesfalls -dachten wir zumindest, bis es anfing zu schneien. Es war mittlerweile Mitte Juli, die meisten anderen irgendwo bei schönem Wetter in der Sonne, und wir im Schneetreiben im Skarvheimen-Nationalpark. Wir näherten uns aber dem zweiten Versorgungpaket und hatten somit genug Motivation, denn es war klar, dass wir uns dort eine weitere Nacht auf der Hütte gönnen werden. Dort konnten wir duschen, unsere Klamotten waschen und ein teures, leckeres Bier trinken. Das hatten wir uns verdient! Frisch geduscht, mit neuem Proviant und getrockneten Sachen ging es weiter auf die größte Hochebene Europas: Das Hardangervidda
Dort erwartete uns einiges an Wasser, Matsch und unendlicher Weite. Ich fand es großartig, andere langweilig. Der Regen begleitete uns weiter, mit einigen wenigen sonnigen Momenten. Damit hatten wir uns aber eigentlich schon abgefunden und hofften nicht mehr stündlich auf Besserung. Langsam, aber sicher konnten wir die verbleibenden Tage an einer Hand abzählen und wir realisierten, dass unsere gemeinsame und sehr intensive Zeit bald zu Ende geht. Es blieb eine letzte Nacht auf einer tollen Hütte, wo uns zwei Norwegerinnen noch einen von ihren, am nahegelegenen See gefangenen Fischen, abgaben.
Das wird noch lange eine schöne Erinnerung bleiben. Es galt ein letztes Mal die Wanderschuhe schnüren und Müsli mit Kakaopulver frühstücken, bevor wir in Haukeliseter ankommen werden. Die letzte Etappe war nochmal wunderschön, aber zog sich gefühlte Ewigkeiten. Nachmittags kamen wir erschöpft, aber vor allem auch überglücklich am 16. Tag in Haukeliseter an.
Noch größer war die Freude, dass das Auto unversehrt an Ort und Stelle stand, denn dort war so ziemlich alles drin, was wir besitzen. Wir genossen unseren letzten gemeinsamen Abend und ließen es uns im Restaurant gut gehen. Das war nicht nur der letzte Abend des Massiv Trails, sondern auch der unseres Auslandssemesters. Es galt sich nach 7 Monaten mit vielen tollen Momenten, wundervollen Menschen und vielen Abenteuern zu verabschieden und sich zurück auf den Weg nach Deutschland zu machen.