Skirennen mit Teppich und Lampe am Kopf
Nun, da ich aus familiären Gründen zu dem betreffenden Rennen immer allein anreise, hatte ich an Bildmaterial nur mein Vor-dem-Start-Selfie und natürlich die vom Veranstalter gemachten, öffentlich zugänglichen Bilder. Ein herzlicher Dank hiermit an die Fotograf:innen vom Flumserberg Bergbahnen AG und von SkimoScotland. Ich dachte, einen Artikel kann ich schon schreiben, dann nehme ich aber meine ganze Rennsaison (bis Redaktionsschluss Ende Februar), damit ich noch ein bisschen mehr zu schreiben habe – und dann kam mal wieder alles anders.
Das Training hier in der Gegend ist wegen der gegebenen Schneemenge und Höhenmeter Situation schon schwierig, so dass ich mich meist mit profanem Laufen über Wasser halte. Die Highlights sind dann solche gemütlichen Abende, bei denen man sich mit alten Ski- und Bergschuhen über mäßig steile Forstwege hinauf bewegt bis einem, ein mit dem MTB mitfahrender Kollege für den Abstieg die Ski abnimmt, damit man runter laufen kann.
Nun geht´s auf ins Renngeschehen. Die Idee zu dem Artikel gab die „Flumser Berg Night Attack 2023“. Ein eher familiäres Rennen in der Schweiz, welches an einem Samstagabend stattfindet, perfekt für den eingebundenen Familienvater aus dem Rheinland. So perfekt, dass ich nun schon zum 2. Mal dabei bin. Man steigt morgens in den Zug und steht am Nachmittag rechtzeitig zur Startnummernausgabe, nun ja, eben am Start. Im Bus vom letzten Bahnhof weg sitzen auch noch andere mit dünnen Ski und leichten Rucksäcken – aus vielen Ecken Europas. Man kommt ins Gespräch und absolviert dann, nachdem man seinen Rucksack für den Transport ins Ziel in die Gondel gelegt hat, sogar gemütlich die Aufwärmrunde gemeinsam.
Flumserberg 2023 Start
Flumserberg 2023
Moment, ist das Ziel nur mit der Gondel erreichbar? Ist es etwa weiter oben als der Start? Ja, es ist 719 m höher als der Start und man kann es natürlich auch mit Ski mit Teppich drunter erreichen. Die Night Attack findet als "nur Bergauf"-Rennen nach Sonnenuntergang statt, so dass alle Athleten Felle unter den Ski und Lampen am Kopf haben. Es geht die Pisten hinauf, eintönig, könnte man jetzt denken, gar keine Landschaft, ist ja dunkel. Das wird der Sache aber nicht ganz gerecht. Die ca. 400 Teilnehmer reihen sich und ihre Stirnlampen auf dem Weg nach oben aneinander. Das sieht ungefähr so aus wie auf Hochtour von der Hütte weg, nur dass eben schon nach 30' die ersten am Gipfel sind und so die Lichterkette den ganzen Weg in die Landschaft zeichnet.
Wenn man nicht gerade einen Pulk überholt (oder überholt wird), läuft man im Kegel seiner Stirnlampe und kann einfach seinen Rhythmus genießen. An diversen Steilstücken kann man dann nochmal so richtig schieben, bis, eigentlich viel zu früh, sich die Mittelstation ins Bewusstsein schiebt. Dort bekommt man dann Getränke oder sogar einen Imbiss gereicht und kann sich auf den Rest Aufstieg bis zum Ziel freuen. Hm, irgendwie fühlt sich der rechte Fuß anders an als der Linke, na gut, kurz den Schuh enger machen. Ist aber eigentlich auch egal, ist ja leider gleich schon vorbei. Noch ein kleiner Sprint bis ins Ziel und schon wird einem sehr freundlich von allen Seiten gratuliert.
Im Ziel sucht man sich, sortiert seinen Rucksack und tritt dann nach kurzer Abfellpause – man kann auch eine Apfelpause einbauen – die Abfahrt mit Stirnlampe an. Während der Abfahrt wird einem dann langsam klar, was das eigentlich für eine Party ist. Es kommen einem Menschen aller Altersstufen entgegen, teilweise in echt schrill leuchtenden Gewändern. Im Ziel gibt es das für diese Sportart übliche gemeinsame Essen. Alle Teilnehmer haben mit der Startnummer einen Essensgutschein erhalten. Nach dem Essen setze ich mich in den Zug und fahre zu Freunden, die in Zürich wohnen, um nach einem gemütlichen Frühstück am nächsten Tag die Heimfahrt mit dem Zug anzutreten.
Eigentlich hatte ich noch ein weiteres Rennen, das SkimoScotland / Lecht auf dem Programm. Auch an diesem Rennen habe ich schon in 2022 teilgenommen. Hier sprechen wir von sehr familiären ca. 30 Teilnehmern und auch von einem leicht anderen Format. Weil wir im Winter in Schottland sind, brauchen wir auch hier Stirnlampe und natürlich Felle. Aufgrund der etwas anderen Topografie hat man hier 90 Minuten, um einen Kurs mit ca. 200 hm so oft wie möglich zu absolvieren. Der Kurs besteht aus Aufstieg, Abfahrt und mindestens zwei Wechseln pro Runde, bei denen man sich eben von Aufstieg zu Abfahrt und umgekehrt umbaut. Hier wird das Wechseln von Aufstieg zu Abfahrt sehr wichtig – und manchmal auch lustig, wenn man ungelenkig, wie ich bin, hin und wieder einfach umkippt, weil man ja die Schuhe auf den Ski lässt.
Skimo Scotland
In 2022 hatte die Veranstalterin versucht, die Locals damit anzuspornen, dass jetzt ein „starker Deutscher“ mit am Start sei. Nun ja, so stark war ich dann doch nicht. Aber die Jungs und Mädels haben ordentlich Gas gegeben und im Anschluss bei dem obligatorischen gemeinsamen Essen herausgefunden, dass ja tatsächlich ein Deutscher dabei war.
Die Landschaft und die Stimmung sind ganz anders als in den Alpen. Alles ist viel mehr vom Wind geprägt und man sollte auch eine etwas größere Wetter- und Temperaturtoleranz mitbringen. Aber das liest man ja immer wieder. Auch in 2023 haben wir unsere Freunde kurz nach Weihnachten in Schottland besucht. Es lag lange kein Schnee und dann kam, wie so oft dort oben, so viel auf einmal, dass die Straßen gesperrt wurden und wir froh waren, bei anderen Freunden in der Edinburgher Gegend zu übernachten. Die Straßen waren rechtzeitig wieder frei und wir fuhren in den Norden. Ich freute mich auf mein Rennen und während wir gerade Vorräte in eine etwas abgelegene Bothy in den Highlands brachten, in der wir nach Neujahr ein paar Tage verbringen wollten, bekam ich die Nachricht, dass das Rennen wegen Sturmwarnung abgesagt sei. Daher leider nur ein Bild aus 2022 von dem ersten Teilnehmer aus Deutschland. Wir sind eben nur zu Besuch in den Bergen und das ist auch gut so.
