1/24 – SKITOUREN

Ziellose Wanderung

Einsame Hütte voller Leben

Die erfolgreiche Suche nach Sport, Erholung und abwechslungsreichen Schneeverhältnissen!

Eine Selbstversorger-Hütte, sieben Nächte, 10 Abenteurer! Die Vorfreude begann recht früh. Schon ein halbes Jahr zuvor hieß es: Im Februar geht’s zur Gallfallalm! Wo ist die überhaupt? Gute Frage! In Südtirol, am Brenner runter, dann links irgendein Tal hoch, um etwas genauer zu sein: Die Hütte befindet sich in einem Seitental vom Gsieser Tal.

Vorab: Die Logistik mit dem Essen

Die, die mit den Autos angereist waren, hatten auch die ganzen Lebensmittel für eine Woche und 10 Personen dabei. Hier war ein wenig Logistik erforderlich. Wir hatten im Vorfeld geplant, wer welches Gericht wann zubereitet. Entsprechend wurde dafür eingekauft. Für zehn Leute zu kochen und hierfür einzukaufen, war eine ziemliche Herausforderung. Wenn jeder jeden Tag zwei Scheiben Brot isst und sich zwei Scheiben Brot für unterwegs mitnimmt, bräuchte man 60 Packungen, wenn in einer Packung 5-6 Scheiben drin sind. 60 Packungen? Das hört sich verdammt viel an und so ging das mit jedem Teil, was besorgt werden musste. Man überlegte und wägte ab, wie viel jeder essen würde. Jeden Tag ein Apfel? Also sind das 60-70 Äpfel. Fazit: Es waren sehr viele volle Tüten und Körbe.

Die Anfahrt und die Ankunft

Vier von uns, nämlich Sabine und Daniel sowie Hanna und Torsten, sind mit dem Urlaubsexpress angereist (witzig aber wahr, der Zug heißt wirklich Urlaubsexpress). Emili und Markus waren schon in den Bergen unterwegs, Elke und Sandro sind einen Tag zuvor runtergefahren, um die Fahrt ein wenig zu entzerren, und Peter und ich sind am Samstag früh losgefahren. Alle kamen etwa am späten Nachmittag an. Außer Peter und mir, wir standen im Stau. Knappe 15 Stunden haben wir für die Strecke gebraucht, wo das Navi am Anfang noch 10 Stunden berechnet hat. Zwei Autos durften die Straße zur Alm hoch benutzen, für alle anderen war die Straße gesperrt. Elke ist mit Gepäck und Lebensmitteln beladenem Auto hochgefahren, während die anderen den Weg zu Fuß absolvieren mussten. Was nicht ins Auto passte, fuhr unser Vermieter mit seinem Allrad-Auto im Anhänger zur Hütte. Als es schon dunkel war, kamen wir endlich an. Am „Einstieg“ zum Weg kam uns unser Vermieter entgegen. „Ach, griaß-enk, ihr seid die Nachzügler? Ist schon ein Abenteuer, da hoch zu fahren. Ein wenig sulzig aber das kriegt ihr hin. Schneeketten habt ihr ja sicherlich dabei.“ So begrüßte er uns und mit diesen Worten fing das Abenteuer „Gallfallalm“ an …

Pause auf der Friedbergalm

Auf dem Karl

Durch Flüsse und hüfthohen Schnee

Auf dem Weg zum Frisiberg

Berggipfelsuche in weißem Nichts

Schneeprofil

Die ersten Tage

Peter und ich wurden nach einer spannenden Autofahrt jubelnd und herzlich von den anderen begrüßt. Viele Hände, schnelles Ende: Schwups war das Auto leer und die Vorratsräume gefüllt. Die Zimmer wurden fairerweise vorher ausgelost. Aber an diesem Abend ging wirklich nicht mehr viel. Schnell was essen und den nächsten Tag planen. Es sollte schließlich eine nette Eingehtour sein. Eine wichtige Info gibt es allerdings noch, die man wissen muss, wenn man auf der Gallfallalm unterkommen möchte. Es gibt absolut gar kein Fünkchen Internet, geschweige denn überhaupt mal einen Balken Netz. Um in Kontakt mit der „Außenwelt“ zu treten, muss man einige Höhenmeter auf sich nehmen (ca. 30-45 Minuten normales Gehtempo), aber auch dann die richtige Stelle treffen, um sich dann bloß nicht zu bewegen. Dafür geht’s im Anschluss mit dem Mono-Ski-Schlitten zurück zur Hütte. Für den ersten Tag haben wir bereits im Tal den Wetterbericht und den Lawinenlagebericht abgerufen. Bedingungen: Top! Wetter: Top! Plan: Frisiberg (2.538 m). Drei von uns waren mit Schneeschuhen unterwegs und der Rest auf Tourenski. Die ausgiebige Pause gab es etwa bei der Hälfte bei Sonnenschein und frisch gebrühtem Kaffee (mit extra Schuss Rum – für den Geschmack), denn einige von uns möchten auf einer Tour nicht auf ihren Kaffee verzichten und haben ihre Bialetti stets griffbereit. Der Abstieg oder besser gesagt die Abfahrt war dann ein wenig anstrengend. Bruchharsch ist nun wirklich nicht die Art von Schnee, die man fahren möchte. Alle sind jedoch heile in der Hütte angekommen und als Belohnung gab es eine Runde Sauna. Richtig gelesen, es gibt auf der Alm eine Sauna und einen Hot Pot mit herrlicher Aussicht, die dann auch jeden Tag genutzt wurde.

Der Hot Pot

Am zweiten Tag

ging es hinterm Haus weiter ins Tal hinein. Ein abenteuerlicher Weg durch Flüsse und Wälder führte uns zu einer Alm, wo wir ausgiebig LVS-Suche, Sondieren und Schaufeln für den Ernstfall trainiert haben. Die Abfahrt war (wie nennt man etwas, was nicht gut ist, ohne ein negatives Wort zu benutzen?) „interessant“. Wir sind einen Hang „abgefahren“, der so einzigartig und unvergleichlich furchtbar war, dass er den Namen „Kack-Hang“ mehr als verdient hat. Wilde Ski- und Schneeschuhspuren, harte Rillen und Einkerbungen, in denen sich die Ski verfangen haben, haben das Bild des Hanges geprägt und uns als Orientierung (und wenn möglich Vermeidung) für die weiteren Tage gedient.

Am Dienstag hat sich die Gruppe aufgeteilt, eine „Profi“- und eine „Genuss“-Gruppe. Die Profi-Gruppe hat an diesem Tag eine Tour auf das Fellhorn gemacht, während die Genießer (darunter war ich) eine ziellose Tour Richtung Million (von uns auch Minion genannt) in Angriff genommen haben. Ein ausgiebiges Sonnenbad an der Friedbergalm war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen für uns. So richtig weiter gehen, wollte eigentlich niemand, bis die Sonne hinter den Wolken verschwand und es schlagartig um gefühlte 20 Grad kälter wurde. Plötzlich war wieder jeder motiviert, schnell weiterzugehen, aber das Sonnenbad und die Entspannung steckten noch so tief in den Knochen, dass nach ein paar Höhenmetern Schluss war. Die Aussicht auf eine leckere Zwischenmahlzeit in der Hütte und einen Saunagang waren dann doch zu reizvoll.

Eine Art von Routine

Es schlich sich nach kurzer Zeit eine gewisse Routine ein. Nach der Tour wurde erst der Ofen und dann der Hot Pot angefeuert, jeden zweiten Tag die Sauna aufgeheizt. Erst ein kleiner Snack und ein „nach-der-Tour-Bier“ und schon ging’s in die Sauna bevor es ans Kochen ging. Riesige Pfannen waren im Einsatz, denn schließlich mussten 10 hungrige Mäuler gesättigt werden. Nach der Sauna und dem Essen ging die Tourenplanung (begleitet von dem einen oder anderem Schnaps) los. Ein abendliches Bad im Hot Pot unterm Sternenhimmel rundete den Tag perfekt ab.

Gallfallalm bei Nacht

Gallfallalm

Die Pfanne

Auf dem Forstweg zur Friedbergalm im Schneegestöber

Erster Tag

Netzsuche

Über Stock und Stein

Eine abwechslungsreiche Restwoche

Am Mittwoch sind Markus, Emili und Torsten von der Hütte abgestiegen, um Eisklettern zu gehen. Für Torsten war es das erste Mal und man konnte seine Begeisterung fürs Eisklettern am Abend deutlich in den Augen sehen. Alle anderen haben Karl einen Besuch abgestattet, ein toller Gipfel mit einer super Aussicht. Über den Kack-Hang zum Ampertörl hoch auf den Karl hat diese Tour alles geboten. Pistenverhältnisse vom Gipfel runter, ein wenig Powder, Sulz und natürlich der berüchtigte Kack-Hang.

Knobelstein hieß nicht etwa ein Stein, mit dem man knobeln konnte; nein, so hieß unser Ziel am Donnerstag. Diesmal ging es am Kack-Hang vorbei, durch kleine Bäche, hüfttiefem Schnee, zwischen gepuderten Tannen ins „weiße Nichts“. Der Gipfel tarnte sich nämlich ganz gut mit dicken Wolken. Wir haben daher beschlossen, uns einige Höhenmeter unterhalb des Gipfels (von dem man eh nichts hätte sehen können) für unsere Abfahrt vorzubereiten. Ein wenig steil durch pudrigen Schnee zwischen den Bäumen war die Abfahrt abwechslungsreich und auch diese Tour war trotz wolkenbehangenem Himmel lohnenswert.

Der letzte „Touren“-Tag und der Schnee

Nachdem wir am Abend zuvor am „Empfangsplatz“ den Wetterbericht und den Lawinenlagebericht abgerufen und festgestellt haben, dass bis zu 70 cm Neuschnee gemeldet war, haben wir uns entschieden, zumindest den Forstweg hinauf bis zur Friedbergalm, aufzusteigen, wo wir einen Schneedeckentest gemacht haben. Es war sehr lehrreich zu sehen, wie das Wetter die einzelnen Schichten gebildet hat. Es hat die ganze Zeit geschneit, sodass unsere Aufstiegsspuren bei der Abfahrt nicht mehr sichtbar waren, was bedeutete: Powder, und zwar bis zu den Knien! Huch, wo sind denn meine Skier? Bei der Abfahrt verschwanden die Füße samt Skiern unter weißem Pulverschnee. Herrlich und ein toller Abschluss einer erlebnisreichen Woche!

Es war eine unvergesslich schöne Woche mit lieben Menschen, die so vielseitig und humorvoll sind; einfach eine tolle Mischung aus verschiedenen Charakteren, die aber gemeinsam wunderbar harmoniert haben. Danke für die grandiose Zeit! Und vor allem: Gerne nochmal!

Tourenbeschreibung
Frisiberg

Von der Gallfallalm südlich den Forstweg durch den Wald bis zur Friedbergalm folgen. Von hier durch das coupierte Almengelände bis an die Ostflanke des Frisiberg und südlich des Gipfels durch die ca. 35° steile Flanke zum Grat aufsteigen. Hier haben wir unsere Tour beendet. Von hier sind es noch ca. 150 m und 25 hm zum Gipfel. Abfahrt entlang der Aufstiegsroute. Insbesondere der Hang in der Ostflanke und das coupierte Almengelände bieten bei guten Bedingungen Genuss-Abfahrten. Ca. 6,5 km, 850 hm.

Million

Von der Gallfallalm südlich den Forstweg durch den Wald bis zur Friedbergalm folgen. Von hier durch das coupierte Almengelände direkt auf den Million zu, der die linke (südliche) Erhebung des markanten sich im Osten erstreckenden Grates zwischen Frisiberg und Million darstellt. Leicht, unter 30°, ca. 6,7 km, 750 hm.

Powdersuche im Nordhang Samburgbach-Tal

Von der Gallfallalm ca. 100 m über den Zufahrtsweg abfahren und Taleinwärts dem Weg entlang des Karbaches aufsteigen. Dabei an der Abzweigung links halten und bei Erreichen der großen Freifläche wieder links entlang des Hundsbaches und Samburgbaches Richtung Samburgalm aufsteigen. Dann weiter durch den Wald dem breiter werdenden Tal folgen, was auf ca. 2100 hm auf der linken Seite 30° steile Nordhänge bietet, die auch bei sonst harschigen Bedingungen oft noch Powder bieten.

Fellhorn Nordwestflanke

Von der Gallfallalm ca. 100 m über den Zufahrtsweg abfahren und Taleinwärts dem Weg entlang des Karbaches aufsteigen und der rechten Abzweigung bis zur Kapaire-Alm folgen. Dort Aufstieg Richtung Osten entlang des Wanderweges Richtung Pfinnscharte. Bei der Bachquerung ist etwas skitechnisches Geschick gefragt. (Vorsicht! Lawinen: Geländefalle) Nach der Bachquerung durch das coupierte Gelände bis an den Fuß der 35° steilen Fellhorn NW Flanke und über diese aufsteigen bis man links problemlos auf den Grat wechselt, um über diesen leicht den Gipfel zu besteigen. Abfahrt vom Gipfel nordwestlich die Felsen umgehend direkt in die Flanke bietet eine Bilderbuch-Steilabfahrt. Den weiteren Rückweg entlang der Aufstiegsroute. Mittelschwer, ca. 5 km, 850 hm

Fellhorn über Südosthang

Von der Gallfallalm talauswärts entlang des Zufahrtsweges bis zur Leachalm abfahren und links über die Forststraße durch den steiler werdenden Wald bis auf die große Freifläche (Vigein). Von hier aus in NNW Richtung über coupiertes Gelände zum Fellhorn aufsteigen. Leicht, ca. 6km, 900 hm

Karl

Von der Gallfallalm ca. 100 m über den Zufahrtsweg abfahren und taleinwärts dem Weg entlang des Karbaches aufsteigen. Dabei an der Abzweigung links halten und bei Etteichen der großen Freifläche wieder links entlang des Hundsbaches und Samburgbaches Richtung Samburgalm aufsteigen (Kack-Hang). Dann weiter durch den Wald, dem breiter werdenden Hochtal folgen und durch das coupierte Gelände am Ende des Hochtals in die Scharte zwischen Karl und Amperspitze aufsteigen. Von hier in nördliche Richtung zum Gipfel. Ca. 6 km, 800 hm

Alternativ kann man am Ende des Hochtals über coupiertes Gelände gen Nordwesten aufsteigen und den Ochsenfelder über seine SO Flanke (30°) erreichen. Dann +120 hm.

Knobelstein

Von der Gallfallalm ca. 100 m über den Zufahrtsweg abfahren und taleinwärts dem Weg entlang des Karbaches aufsteigen. Dabei an den Abzweigungen erst rechts und später links halten, um die Ochsenfelder Alm zu erreichen. Von hier steil nach Norden durch den Wald aufsteigen (Wanderweg), um nach links die Freifläche des kleinen Ochsenfelds zu erreichen. Von hieraus, je nach Bedingungen, über dessen Ostflanke oder Südlich über den schwach ausgeprägten Südwestgrat zum Gipfel zu gelangen. Ca. 6,5 km, 850 hm

Die Abfahrt vom Knobelstein erfolgt südöstlich, bietet tolles Gelände mit einem Steilhang (ca. 30°) und einem malerischen Ausblick über das Tal auf die Ochsenfelder Almen. Von dieser Abfahrt entlang der Aufstiegsroute.

Text: Lucy Kopczynski Fotos: Gruppe