Grundkurs Hochtouren
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Tourenbericht: Grundkurs Hochtouren vom DAV (21.07.–27.07.2024) aus Sicht einer Teilnehmerin
Sonntag, 21.07.2024 – Anreise und Einführung
Am ersten Tag unserer Hochtourenwoche trafen sich alle TeilnehmerInnen auf der Weißkugelhütte. Die Hütte liegt auf circa 2500 Meter. Das Wetter war am Mittag noch freundlich und warm. Nachmittags zog jedoch ein Frontengewitter auf, was den Aufstieg für manche TeilnehmerInnen erschwerte. Pünktlich zum Abendessen waren aber alle TeilnehmerInnen unversehrt auf der Hütte angekommen. Nach einem herzlichen Willkommen und dem gemeinsamen Kennenlernen stärkten wir uns mit einer deftigen Suppe, die wir uns akribisch aufgeteilt hatten – wir dachten, wir müssten davon satt werden! Zum Glück folgten noch Rührei und Schnitzel, die unseren Hunger stillten. Nach dem Abendessen stand Materialkunde auf dem Programm. Dabei lernten wir die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Eispickels kennen und diskutierten die Unterschiede zwischen dynamischen und statischen Materialien sowie die Krafteinwirkungen, die in verschiedenen Situationen auftreten können. Zudem folgte eine Einführung in wichtige Knoten, die wir in den kommenden Tagen benötigen würden.
Montag, 22.07.2024 – Techniktraining im Gletschergelände
Unser erster vollständiger Tourentag führte uns auf Moränen und Gletschergelände. Der Tag begann mit Übungen zum Gehen mit Steigeisen, was besonders auf Gletscher- und Eisflächen entscheidend ist. Anschließend arbeiteten wir uns über Geröll zur Gletscherzunge vor, wo wir das Setzen von Eisschrauben trainierten. Besonders eindrucksvoll waren die „Pfützen“, tiefe Gletscherspalten und die Veränderung des Gletschers über die Jahre. Eine besondere Herausforderung war das blinde Gehen mit Steigeisen. Diese Übung hat den Trainern noch eine Ausdauereinheit abverlangt, da Axel sehr schnell unterwegs war und er die Anweisungen für die Richtung gar nicht mehr hören konnte. Die Übung stärkte sehr gut die Koordination und das Vertrauen in unsere Ausrüstung. Nachmittags bauten wir ein Fixseil und übten das Überqueren einer größeren Spalte im Gletscher. Zurück an der Hütte trainierten wir die Anwendung der „losen Rolle“, einer wichtigen Rettungstechnik. Der Tag klang mit einem Lehrgang zur Entstehung von Gletschern, Spaltenbildung und Randzonen aus. Abends gab es eine leckere Tomatencremesuppe, Reis mit Erbsen und Gemüse bzw. Fleisch und als krönenden Abschluss Heidelbeerkuchen.
Dienstag, 23.07.2024 – Richterweg und Gletschertraining
Am dritten Tag wanderten wir den Richterweg entlang, der uns über einen Wasserfall und Firnflächen führte. Es gab einige Kletterelemente, die die Tour besonders spannend machten. Auf dem Gletscher überquerten wir eine beeindruckende „Eisbrücke“. Hier übten wir das Setzen eines T-Ankers und sich in der Seilschaft über den Gletscher zu bewegen. Im Anschluss folgte eine intensive Übungseinheit für das richtige Bremsen, bei der wir das Rutschen und Fallen im Firn unter verschiedenen Bedingungen simulierten – auf dem Bauch, Rücken und Gesäß, sowohl mit als auch ohne Eispickel. Der Rückweg zur Hütte verlief ebenfalls über den Richterweg. Nachmittags vertieften wir unser Wissen über die „lose Rolle“ und übten die Technik an einer Spalte bzw. Kante an der Hütte. Der Tag endete mit einer kurzen Einführung in die Tourenplanung sowie der Planung für den Wechsel der Unterkunft am darauffolgenden Tag. Zum Abendessen gab es Blumenkohlsuppe mit Laugenbrötchen, Käsespätzle (sehr, sehr gut!) und als Dessert eine köstliche Creme mit Früchten.
Mittwoch, 24.07.2024 – Wanderung zum Brandenburger Haus
Der vierte Tag begann mit einer Wanderung von der Weißkugelhütte zum Brandenburger Haus. Trotz Nebels, der die Sicht erheblich einschränkte, erreichten wir die Hütte nach etwa 8 Kilometern und 800 Höhenmetern später gegen 14 Uhr. Die Erfahrungen zeigten uns, wie wichtig analoge Kenntnisse der Landschaft mit Karte und Kompass sind. Nach unserer Ankunft bezogen wir die Hütte und hielten eine Nachbesprechung der Tour ab. Am Nachmittag folgte ein Theorieblock zur Wetterkunde, bei dem wir lernten, wie man das Wetter in den Bergen richtig einschätzt. Außerdem beschäftigten wir uns mit der Einteilung der Schwierigkeitsgrade von Hochtouren, was uns einen tieferen Einblick in die Anforderungen und Einschätzung solcher Touren gab. Das Abendessen war ebenso abwechslungsreich: Es gab Spiegelei, Kassler mit Linsengericht und Obstkuchen.
Donnerstag, 25.07.2024 – Gipfeltouren und Seiltechnik
Der fünfte Tag unserer Hochtourenwoche begann früh mit einem kräftigen Frühstück, um uns für die anstehenden Gipfeltouren zu stärken. Zwei Touren standen zur Auswahl: der Fluchtkogel und die Vordere Hintereisspitze. Es wurden zwei Gruppen gebildet mit jeweils einem Trainer und beide Touren wurden im Wechsel begangen. Der Fluchtkogel hatte eine großartige Aussicht und die Vordere Hintereisspitze war eine schöne Übung für Kletterei und den Einsatz des gleitenden Seils sowie der Ablassschaukel.
Nach der Rückkehr zur Hütte am Nachmittag tauschten wir uns über unsere Erfahrungen aus und besprachen die Techniken, die wir während der Woche gelernt hatten. Der Tag endete mit Spaghetti Bolognese und der Tourenplanung für den folgenden Tag, die durch uns Teilnehmer erfolgen sollte. In Gruppen diskutierten wir über mögliche Wege, Wetterbedingungen und konnten so die Tourenplanung und -Berechnung wunderbar üben.
Freitag, 26.07.2024 – Abstieg zur Weißkugelhütte
Am Freitag ging es vom Brandenburger Haus zurück zur Weißkugelhütte. Da das Wetter nachmittags nicht gut gemeldet war, entschlossen wir uns den bekannten Weg zu gehen und die Tour mit einer Übung zur losen Rolle im richtigen Gelände einzulegen. Mit weitem Blick noch auf das Brandenburger Haus wurde die lose Rolle (mit Hintersicherung) an einer Schnee- und Eisklippe geübt. Das war eine tolle Verfestigung des bisherigen Wissens und eine gute Übung, um zukünftig auf Spaltenstürze vorbereitet zu sein. Anschließend ging es weiter Richtung Weißkugelhütte. Dort angekommen gab es ein gemeinsames Abendessen draußen, bei dem wir auf die erlebnisreichen Tage zurückblickten und unsere Erfolge feierten.
Samstag, 27.07.2024 - Abstieg ins Tal
Nach einer relativ kurzen Nacht und einem letzten gemeinsamen Frühstück ging es für alle Teilnehmenden von der Weißkugelhütte ins Tal hinunter. Am Parkplatz verabschiedeten wir uns und unsere Wege trennten sich.
Danke schön
Danke an Alle für diese großartige Woche und die schönen Erinnerungen, die geschaffen wurden! Vielen Dank an die Trainer Jonas und Markus, die jederzeit für unsere Sicherheit gesorgt haben. Eure Energie und der Antrieb den Teilnehmenden Wissen zu vermitteln ist grenzenlos und es macht Freude euch zuzuhören! Zudem seid ihr noch die extra Höhenmeter gelaufen, damit wir für den kommenden Tag eine Wetterprognose haben. Vielen Dank für euren Einsatz und die großartige Begleitung in der Woche! Die Woche war nicht nur lehrreich, sondern auch sehr spannend und erholsam.