Klettercamp Oberried
Das bekannteste und auch größte Klettergebiet im Schwarzwald ist sicherlich der Battert. Der Südschwarzwald hat aber ebenfalls wunderschöne Klettergebiete zu bieten. Eines der größten liegt nahe bei Oberried.
Vom 1. bis 8. Juni 2024 hatten Karl Steenebrügge und ich ein Klettercamp in Oberried im Südschwarzwald organisiert. An sich ein sehr schönes Unterfangen, da der Schwarzwald eine wunderschöne Region Deutschlands ist und es dort zahlreiche Klettergebiete mit vielen verschiedenen Fels- und Gesteinsarten gibt. Aber von Anfang an schwebte über dem Camp die Forderung:
Und dann wird über das Klettercamp ein Artikel für die DAVon geschrieben.
Nicht wortwörtlich, dafür aber mit mindestens einem Ausrufezeichen. Das also war die Ausgangssituation.
Am ersten Tag regnete es direkt. Eigentlich die ideale Voraussetzung, um einen Artikel für unsere DAVon zu schreiben oder wenigstens damit schon mal anzufangen. Widerspenstig wie wir alle waren, entschieden wir uns, im nahegelegenen Freiburg in eine Kletterhalle zu gehen. Um unsere Widerspenstigkeit vollumfänglich auszuleben, entschieden wir uns auch noch gegen die DAV-Kletterhalle in Freiburg und gingen stattdessen in das „Klettercenter EigerNord“. In einem vernünftigen Artikel würde jetzt etwas über diese tolle Kletterhalle stehen, bspw. über die Strukturwände (wo findet man so etwas heutzutage noch in Kletterhallen?), die imposanten Quergänge unter dem Hallendach (ein wirklich vollständig horizontaler Überhang) oder den imposantesten Sinter, den ich bislang in einer Kletterhalle gesehen habe (und den keiner von uns komplett durchklettern konnte). Aber ihr, liebe Leserinnen und Leser, werdet wohl schon erahnt haben, dass weder an diesem noch an den nächsten Tagen einer von uns die Muße hatte, all diese Dinge detailliert festzuhalten, um dann damit später einen vollwertigen Artikel verfassen zu können.
Natürlich hätten wir den Artikel auch von einem sogenannten LLM wie ChatGPT oder dergleichen verfassen lassen können. Aber hättet ihr ernsthaft einen sprachgewandten Artikel der folgenden Art lesen wollen:
„Vom 1. bis 8. Juni 2024 waren wir auf einem von Karl und Michael organisierten Klettercamp, das uns diesmal nach Oberried im Schwarzwald führte. Der Schwarzwald, nach dem Erzgebirge das dritthöchste Mittelgebirge Deutschlands, bietet hunderte von Klettergebieten, darunter so imposante Sektoren wie den Battert, den Karlsruher Grad und den Feldberg. Wir hatten uns für den Südschwarzwald entschieden, der wegen seines außergewöhnlich warmen und sonnigen Klimas für Klettercamps geradezu prädestiniert ist.
Da es am ersten Tag regnete, entschieden wir uns, im knapp 22 min. entfernten Freiburg in die DAV-Kletterhalle EigerNord zu gehen. Diese zeichnet sich durch spektakuläre Strukturwände und den höchsten Indoor-Sinter aus. Bla, bla, bla …“
Nein, ein generierter Artikel war für uns keine Option.
Am zweiten Tag war das Wetter schon besser, aber immer noch zu nass, um draußen an Felsen klettern zu können. Eigentlich die ideale Voraussetzung, um … – ihr ahnt sicherlich schon wie es ausging. Wir entschieden, dass es eine gute Ausrede sei, in das direkt bei Oberried liegende Gfäll (teilweise auch „Räuberfelsen“ genannt) zu gehen und dort das Klettergebiet schon mal zu erkunden. Als zweitgrößtes Klettergebiet des Südschwarzwalds ist es nämlich ziemlich ausgedehnt. Außerdem konnte man bereits im Topo (Kletterdeutsch für „Kletterführer“) erahnen, dass nicht jeder Zustieg zu den verschiedenen Sektoren mit einem Schweinchen (Nideggen-Deutsch für „besonders schön“) versehen werden kann.
Am dritten Tag hatte sich endlich die Sonne durchgesetzt und allen Teilnehmern (m/w/d!) stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: Keine Notwendigkeit erneut eine Ausrede zu erfinden für … – na, ihr wisst schon.
Um es kurz zu machen: An allen folgenden Tagen hatten wir tolles Wetter. Zeit für erste Gedanken oder auch nur Notizen für einen DAVon-Artikel war einfach nicht vorhanden. Und sowieso: Anzahl von Vorstiegen, Anzahl von Stürzen, zwischendurch eingelegte Klettersteigmeter, Anzahl Panikanbahnungen auf dem Stahlseil über der Schlucht des Todtnauer Klettergartens, nach dem Aussetzen der Haftreibung geschlitterte Länge auf einer Felsplatte, Name des Rutschenden, Name jener Felsplatte, oder wenigstens des Sektors, …wenn auch nur irgendetwas davon von Bedeutung wäre, dann hätte jemand einen Anchorman oder ein Doku-Team mit ins Klettercamp geschickt. Aber dem war nicht so.
Eine andere Sache ist uns bei den Klettercamps hingegen inzwischen wichtig geworden. Nach dem dritten Jahr in Folge kann man schon fast von einer Tradition sprechen: Einen Kletter-Lehrfilm drehen. Natürlich kommen wir nicht an die Professionalität von gewerblichen Produzenten heran, aber das Fachwissen, das wir zu vermitteln wissen, kann sich durchaus sehen lassen.
Auch diesmal gab es keinerlei vorgelegene Planung oder Vorbereitung, sondern wir haben vor Ort spontan entschieden, was Thema des Lehrfilms werden soll. In einem Sektor mit reichlich blockiger Felsstruktur haben wir uns dann für das Speedklettern an Naturfelsen entschieden. Das ist auch insofern interessant, als dass es doch deutlich anders ist als das Speedklettern an genormten Routen in Kletterhallen, und damit auch andere Techniken benötigt.
Wir legen jedem Felskletterer (wieder m/w/d) diesen Lehrfilm ans Herz:
DAU Lehrfilm 04 - Klettertechnik für blockige Felsen
Die Kletter-Lehrfilme der vergangenen Klettercamps sind ebenfalls im YouTube-Kanal Magmue zu finden.
Bleibt zum Schluss noch die Frage aller Fragen. Ok, nicht die Frage nach der 42, insofern nicht die Frage aller Fragen, eher die zweite Frage aller Fragen: Wer hat den schwarzen Peter „DAVon-Artikel schreiben“ bekommen? Nun, das war diesmal ich.