2/24 – I FEEL SLOVENIA

I FEEL SLOVENIA !!

Ein Land für Naturliebhaber mit viel Wald, Bergen, Seen, Küste (46 km ☺). Zum Wandern, Trekking, Mountainbiken und Genießen. Mit sehr freundlichen und herzlichen Menschen.

Irgendwann entdeckte ich den oberen Werbeslogan. Er steht auf vielen Prospekten. Und ja, es ist etwas dran. Ich konnte Slovenia fühlen. Liebe DAVler:innen, es lohnt sich, schaut Euch Slowenien an!

Sabotin (609 m), ein umkämpfter Berg

Auch ich „kämpfe“, und zwar den Berg hoch. Aber der Reihe nach. Ich bin im Ort Solkan (Söllingen) gestartet, einem Vorort von Nova Gorica (sprich: Nowa Goriza; Görz). Solkan liegt an dem für Slowenien sehr bekannten Fluss Soča (sprich: Sotscha; italienischer Name: Isonzo). Und eben über diese Soča führt nicht nur eine sehr hohe Verkehrsbrücke (sonntags mit Bungee-Jumping), sondern auch eine berühmte Eisenbahnbrücke, die Salcanobrücke. Sie gilt als die größte gemauerte Eisenbahn-Bogenbrücke der Welt und wurde 1905 fertiggestellt. Im 1. Weltkrieg wurde sie 1916 von rückziehenden österreichisch-ungarischen Pionieren gesprengt und 1925 – 1927 durch die italienische Staatsbahn wieder aufgebaut. Im 2. Weltkrieg kam sie 1945 mit nur einem Bombenloch in der Brückendecke davon. Und deshalb ist sie noch heute richtig schön anzusehen.

Ich war mit dem kostenlosen Bus aus dem südlichen Vorort Rozna Dolina ca. 20 Minuten nach Solkan unterwegs. In Rozna Dolina lag meine Pension. Ich wollte auf den Sabotin. Am Wendeplatz für den Bus gibt es einige aufgestellte Landkarten. U. a. eine Karte mit verschiedenen Wandertouren auf und über den Sabotin. Auf der Tourenkarte checkte ich nochmal die Route, die ich mir über OpenStreetMap ausgedacht hatte. Und los ging es.

Zunächst suchte ich mir an Schrebergärten vorbei einen Pfad runter zur Soča. Am Fluss angekommen, entdeckte ich ein Schlauchboot mit einem Mann. Er wartete etwas versteckt am Ufer auf die Bungee-Jumper, die er nach dem Sprung aufnehmen sollte. Ich ging einen schönen schmalen Pfad weiter entlang des Flusses. Hier hat die Soča richtig türkises Wasser, ganz anders als im Norden in den höheren Bergen. Dort ist sie glasklar und schimmert wunderschön blau, mal hellblau, mal dunkelblau und auch mal dazwischen. Ich kam an eine Wildwasseranlage mit Restaurant und nett gelegener Terrasse. Das Kajak Center liegt gleich nebenan. Hier gibt es die Tickets für den Fun- und Kletterpark direkt gegenüber auf der anderen Flussseite. Ich hatte noch nichts Süßes für meine Tour und so lachten mich zwei Choco-Croissants im Café/Restaurant an. Die anschließende Fußgänger-/Radfahrbrücke ist ziemlich neu von 2020. Diese und die gewundene Rampe auf der anderen Seite wurden wahrscheinlich mit EU-Geldern angelegt. Entlang des Flusses führt ein gut angelegter Radweg.

Ab hier ging es für mich nur noch bergan, mal moderat, mal steil, mal steiler. Ich kam auf Temperatur. Unterwegs hatte ich immer wieder schöne Ausblicke auf Görz und Italien. Auf geschwungenen Serpentinen-Pfaden ging es immer höher vorbei am Steinschriftzug „TITO“. Der Schriftzug wurde aus vielen weißen Steinbrocken am Hang mit Ausrichtung nach Italien gelegt (siehe). Er hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, aber existiert noch immer (siehe auch). Einige Meter aufwärts nach dem „TITO“ erreichte ich den Bergrücken mit der Ruine eines ehemaligen Wallfahrtsortes (restaurierte Grundmauern). Der Kirchenkomplex gehört territorial gesehen zwei Staaten; die Kirchenruine ist auf der slowenischen Seite, die nicht mehr existierenden Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf der italienischen. Und so wie es sich hier mit der Klosteranlage verhält, geht es auf dem Grat auch weiter. Mal bin ich ganz in Italien, mal mit einem Bein in Italien und dem anderen in Slowenien, um dann wieder ganz in Slowenien zu sein. Wie eine Schlange windet sich der Pfad entlang des Grates hin und her.

Direkt vor dem Erreichen der Kirchenruine sah ich ihn, den ersten Bunker. Mit viel Beton und unterirdischem Gang gebaut. Ich hätte hineingehen gehen können, traute mich aber nicht. Beim Blick hinein ist es verdammt finster. Ich lasse es. Ich wollte weiter den Grat entlang und hatte noch eine ordentliche Strecke vor mir. Es blieb nicht bei dem einen Bunker. Der ganze Bergrücken ist durchlöchert von Bunkern und Verbindungsgängen. Der Berg war im 1. Weltkrieg hart umkämpft. Mal war er österreichisch-ungarisch, mal italienisch. Es hat viele, viele Schlachten (12) hier am Berg gegeben. Sorgen wir dafür, dass so etwas nie wieder in Europa passiert.

UNESCO, UNESCO, …

Auf der Straßenkarte hatte ich mehrere UNESCO-Welterbe-Symbole entdeckt. Was auf einer Welterbe-Liste steht, ist ja etwas Besonderes auf der Welt. Damit war klar, es wird eine von ganz vielen Höhlen in Slowenien sein, und zwar die Škocjanske jame (Die Höhlen von Škocjan). Und diese ist/sind ganz besonders! Es gibt zwar die viel bekanntere Höhle von Postojna (Postojnska jama) mit fantastisch inszenierten Tropfsteinen, aber der Trubel um diese war mir doch zu viel.

Vorweg, auch hier in Škocjan war einiges los. Ich hatte aber nie das Gefühl, dass ich durchgeschleust wurde, so wie es mir andere von der Postojna-Höhle berichteten.

Škocjan ist der Hammer!

Der Fluss Reka windet sich 35 km unterirdisch durch verschiedene Höhlen und tritt dann wieder an die Erdoberfläche. Die in Gruppen bis ca. 20 Personen geführte Höhlen-Tour ist 2,5 km lang. Danach kann jede Person entscheiden, wie lang der weitere, individuelle Rückweg zum Besucherzentrum ist. Ich entschied mich für den längsten noch einmal 2,5 km langen Rückweg. Und das war eine gute Entscheidung. Nach dem Austritt aus der Höhle gibt es immer wieder kleine Höhlenabschnitte oder Felsüberhänge und später von oben toller Blick in die Einschnitte (Dolinen).

Nach dem Eingang in die Unterwelt gelangen die Besucher in die Stille Höhle. Hier ist es ruhig und ganz leise. Sie ist eine Seitenhöhle, die erst spät entdeckt wurde. Rechts und links gibt es immer wieder großartige Tropfstein- und andere Gesteinsformationen. Hier hören die Besucher absolut nichts vom Fluss. Je mehr es weitergeht, desto rauschiger wird es. Bis auf einmal das Ohr ein richtig lautes Rauschen wahrnimmt. Ich stehe in der sogenannten Rauschenden Höhle. Nach der vorherigen Stille ist der Lärm gewöhnungsbedürftig. Unter uns windet sich die Reka ziemlich schnell an Felsen vorbei durch diese Halle. Wir überqueren eine Brücke über die Reka in 45 m Höhe! Wow, was für ein Blick nach unten. Nun geht es auf der anderen Seite auf einem gut ausgebauten Weg oberhalb der Reka weiter. Jeder hat genug Zeit, die Atmosphäre an verschiedenen Stellen aufzunehmen. Dennoch bleibt die Gruppe mit Abständen zusammen. Erst Nähe Ausgang lockert das Gruppengebilde mehr und mehr auf. Dennoch ließ ich mir auf dem anschließenden längsten Rückweg genug Zeit, um noch weitere Eindrücke aufzunehmen. Ein wundervolles Erlebnis geht zu Ende. Als krönenden Abschluss gönnte ich mir im Restaurant des Besucherzentrums ein großes Stück leckeren Kuchen mit einem Latte macchiato.

Der Drache

… speit Feuer und schaut von oben auf mich herab. Nein, ich habe keine Angst, denn er ist aus Drahtgeflecht modelliert. Er sitzt auf einem Sockel im „Kellerbereich“ der Burg von Ljubljana. Der Drache ist neben der Burg ein Wahrzeichen der Stadt. Beide treten im Wappen auf. Er geht auf eine Legende zurück. Der griechische Held Jason hat an der Quelle des Flusses Ljubljanica einen Drachen getötet. Damit war Jason der erste Bewohner der Region bzw. Ljubljanas (Laibach). Der Fluss fließt zwar direkt durch die sehenswerte Stadt, die Quelle ist aber ca. 25 km entfernt.

Den vorhergesagten Regentag nutzte ich zum Stadtbesuch.

Ich schnaufe etwas. Der Aufstieg war schon ordentlich. Dank OpenStreetMap fand ich einen guten Pfad hoch auf den Burghügel. Die Burg thront markant über dem Fluss und der Altstadt. Auf einmal lugte sogar die Sonne durch. Der Blick auf die Stadt mit der denkmalgeschützten Altstadt und auch in die Ferne ist richtig klasse. Nach einem ausgiebigen Erkunden der Burg war die Altstadt an der Reihe.

Ich ging einen anderen Weg hinunter und landete am Marktplatz. Einige Stände waren noch aufgebaut. Es gab aber nichts Besonderes. Dafür sind die Hallen mit den Säulenarkaden umso beeindruckender. Eine Bar reiht sich an ein Lokal, dann wieder ein Imbiss, wieder eine Bar und so weiter. Richtig nett auch zum draußen sitzen, gerade ohne Regen. Die Altstadt ist geprägt von den Promenaden am Fluss mit unzähligen Brücken. Immer mal wieder schöne Kunstwerke, Cafés und natürlich auch Geschäfte. Ljubljana ist berühmt für ihre von Jože Plečnik geplanten Architekturdenkmäler sowie für ihre gut erhaltene Innenstadt. Jože Plečnik stammte aus Laibach (1872 – 1957) und wirkte auch in Wien und Prag. Ein Großteil der von Plečnik verantworteten Stadtgestaltung wurde 2009 als nationales Kulturerbe Sloweniens unter Schutz gestellt. Seine Werke wurden 2021 von der UNESCO unter dem Titel „Die Werke von Jože Plečnik in Ljubljana am Menschen orientierte Stadtgestaltung“ in die Liste des Welterbes aufgenommen. Gerade diese besondere Gestaltung war für mich sofort wahrnehmbar.

Ljubljana ist absolut sehenswert.

Das Beste zum Schluss

Es ist schön warm, der Holzofen ist an. Ich habe mir gerade eine Jota mit Klobaso (Sauerkrautsuppe mit Wurst) und ein alkoholfreies Bier bestellt. Draußen weht ein ordentlicher Wind, aber die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel. Ich bin in der Berghütte Zavetišče na Velikem Snežniku auf dem 1796 m hohen Snežnik (Krainer Schneeberg).

Die Rund-um-Sicht an diesem Tag vom Gipfel ist fantastisch, einfach grandios. Die angrenzenden kroatischen Berge sind zum Greifen nah. Der nur 45-minütige Aufstieg vom letzten Parkplatz hat sich absolut gelohnt. Ok, je nach Belieben können auch weitere Strecken mit herrlichem Waldanteil hinauf gewandert werden. Für mich war organisatorisch diese Variante die Beste.

Eigentlich ist hier am Schneeberg der Wald die Hauptattraktion. Das Waldgebiet Snežnik-Ždrocle mit seinen uralten Buchen gehört zum UNESCO-Welterbe Buchenwälder. Das Besondere an diesen Buchenwäldern ist die Nähe zum Meer und die Höhe des Schneeberges. Somit bildet die Buche hier die Waldgrenze. Sie bestätigt damit das Überleben in extremen Verhältnissen. Auf anderen Unternehmungen hatte ich schon viel von diesem Wald wahrgenommen. Deshalb stand hier die Gipfeltour im Vordergrund. Nur ca. 25 km Luftlinie entfernt Richtung Osten existiert ein weiteres Buchengebiet. Es ist der Buchenurwald Krokar, der ebenso auf der Liste steht. Diesen besuche ich auf alle Fälle bei meiner nächsten Reise nach Slowenien, vielleicht schon im nächsten Jahr.

I FEEL SLOVENIA !!
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Text und Fotos: Utz Brünig