2/23 – VON HÜTTE ZU HÜTTE

Abstieg nach der Tilisunahütte

Von Hütte zu Hütte auf dem Rätikon Höhenweg

Unterwegs an der österreichisch-schweizerischen Grenze vom 23.07.2023-29.07.2023

Sonntag
(Vandans - Berghof Golm - Lindauer Hütte)

Zu Anfang heißt es, teilweise im wörtlichen Sinne: Treppen steigen. Bei schwüler Hitze ist es sehr verlockend, doch einfach eine der Gondeln der Golmer Bergbahn zu nehmen, die über uns schweben. Aber wir halten durch. Etwa 1000 Höhenmeter. Nur hoch. Vorbei an vielen Familien mit Kindern, die den umgekehrten Weg gehen. Runter vom Berghof Golm nach Vandans nutzen sie die zahlreichen Rutschen und tollen Spielplätze auf dem Weg. Am Lünerseewerk Schauraum kommen noch zwei Gruppenmitglieder dazu und oben am Berghof warten auch schon welche. Um 14.00 Uhr ist die Gruppe dann komplett. 5 Frauen und 3 Männer im besten Alter von 33 bis über 70. Eine bunte Mischung. Zusammen mit unserem Tourenleiter Norbert stoßen wir auf der Panoramaterrasse bei schönstem Sonnenschein zum ersten Mal miteinander an.

Die eigentliche 1. Etappe vom Berghof Golm zur Lindauer Hütte beginnt.

Auf dem Latschätzer Höhenweg weiter, wo uns ein entgegenkommender Alphornbläser ein spontanes Ständchen bringt, zur Oberen Alpe Latschätz, an der es noch einmal ein Kaltgetränk gibt. Sanft abfallend folgen wir der Gaunertaler Alpkul Tour bis zur Lindauer Hütte, an der wir es uns nach einer warmen Dusche auf der großzügigen Terrasse gemütlich machen. Wir genießen den wundervollen Blick auf die „drei Türme“. Das Lernen eines neuen Kartenspiels und eine hitzige Diskussion darüber, wie viele Teebeutel in eine Kanne mit heißem Wasser müssen, sorgen für allgemeine Heiterkeit.

Unser 8er Zimmer besteht aus einem Hochbett. Die Frage, wer geschnarcht hat, bleibt ungeklärt.

Julia, Gabi, Cordula, Sarka, Karl, Walter, Norbert und Verena

Montag
(Lindauer Hütte - Lünerseealpe - Totalphütte)

Der Tag beginnt mit einem abwechslungsreichen Frühstück, jedoch mit einer etwas chaotischen Schlange für die Bezahlung. Kurz nach 8.00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Wir haben heute viel vor: weitere 1140 m Anstieg und etwas weniger als die Hälfte Abstieg. Wir zögern, aber ziehen doch die Regenklamotten an. Es nieselt und es ist windig. Wir erreichen den Öfapass und gönnen uns einen Moment, um den Ausblick zu genießen und uns mit den anderen Wanderern auszutauschen. Ab hier geht es weiter Richtung Verajoch, zuerst runter und dann wieder hoch. Der Lünersee versteckt sich noch hinter den Bergen. Wir machen eine kurze windgeschützte Pause an der Lünerseealpe jetzt doch mit Seeblick und einem Besuch zweier Hühner, die sehnsüchtig auf unsere Käsebrot-Krümelchen warten. Nach der Pause wandern wir flach auf dem Lünersee-Rundweg. Die letzten Kilometer der Etappe zur Totalphütte werden steiler und windiger. Die Rucksackhüllen flattern und es ist gar nicht so einfach, sich fortzubewegen. Der Blick wird dennoch grandioser und jetzt sieht man sogar eine für mich "nierenartige Form" des Sees. Die Kabel der Materialseilbahn lassen uns erahnen, wo unser Ziel sich befindet. Die Totalphütte aus Holz hebt sich von einem Panorama aus hohen grauen Wänden ab.

Dienstag
(Totalphütte - Gamsluggen - Schesaplana Hütte)

Der Vormittag zieht sich. Eigentlich wären wir wieder um 8.00 Uhr startklar, aber Regen verhindert unseren frühen Aufbruch. So vertreiben wir uns die Zeit mit Kartenspielen, lesen und dösen. Fast alle haben schlecht geschlafen, obwohl die zwei Hochbetten in den beiden geräumigen Zimmern sauber und bequem waren. Um 11.00 Uhr geht es dann endlich los. Norbert bittet uns, heute zusammen zu bleiben, da es etwas alpiner wird. Über den Südwandsteig versuchen wir zunächst trotz des unbeständigen Wetters, auf den Schesaplana Gipfel zu steigen, müssen dann aber doch einsehen, dass das im dichten Nebel wenig Sinn macht. Stattdessen überschreiten wir an der Gamsluggen die Grenze zur Schweiz. Dahinter geht es seilversichert ziemlich steil nach unten. Norbert achtet darauf, dass jeder gut mitkommt. Auch seine Entscheidung, morgens den Regen abzuwarten, war goldrichtig. Trocken erreichen wir wieder den Rätikon-Höhenweg-Süd, auf dem wir erst einmal ein paar unverhoffte Sonnenminuten für eine schöne Pause nutzen. Der Weg zur Schesaplanahütte verläuft leicht abfallend durch Alpenrosenfelder und Almen. Wunderschön. Gerade noch vor dem wiedereinsetzenden Regen erreichen wir gut gelaunt die Hütte. 7 Franken für eine warme Dusche sparen sich viele. Mancher bereut es, denn auf der nächsten Hütte gibt es gar keine warme Dusche.

Hinter der Gamsluggen

Schesaplana Hütte

Mittwoch
(Schesaplana Hütte - Gafalljoch - Carschina Hütte

Der erste Blick morgens aus dem wunderschönen Doppelzimmer, an der Schweizer Flagge vorm Fenster vorbei auf die Bergspitzen, zeigt: Neuschnee. Wir ziehen uns mehrere Schichten Kleidung an und machen uns wieder pünktlich um 8.00 Uhr auf den Weg. 17 km liegen vor uns mit 2 größeren Anstiegen. Aber erst einmal gemütlich den Rätikon-Höhenweg-Süd zurück bis zu der Stelle, an der wir von der Gamsluggen gestern abgestiegen sind. Der matschige Bergwanderweg führt an der österreichischen Grenze entlang. Die Blumenfelder sind mit einer Schicht „Puderzucker” bedeckt. An dem Gafalljoch finden wir das erste Grenzschild und blicken noch einmal auf den Lünersee. Der Höhenweg ist wunderschön, leider wird der Nebel immer dichter. Während des steilen Abstiegs begegnen wir zwei Wanderern, die uns ankündigen, dass die Carschinahütte kein warmes Wasser hat. Na gut, dann heute nochmal Katzenwäsche. Wir gönnen uns eine Pause, bevor der Weg wieder hochgeht. Bereits in der Carschinahütte stopfen wir Zeitungspapiere in unsere Bergschuhe und suchen ein Plätzchen, an dem wir unsere nasse Regenkleidung trocknen können, z.B. im Flur hinter dem Kamin der Stube. Danach gibt es nichts Besseres als ein Stück Kuchen und einen heißen Kakao, um sich aufzuwärmen. Kurz vor dem Schlafengehen kommt in unserem 8er Zimmer ausgelassene Klassenfahrtsstimmung auf.

Donnerstag
(Carschina Hütte - Plasseggen Pass - Tilisunahütte)

Es gäbe da einen Weg zur Tilisunahütte, der würde nur 2 Stunden dauern. Nur, was wollen wir so früh an der nächsten Hütte? Wir sind uns einig, dass der Tag mit Wandern besser ausgefüllt ist, und entscheiden uns für den Abstieg ins Tal, wo wir im Berghaus Alpenrösli eine kleine, nette Pause einlegen. Vor allem das auf den letzten beiden Hütten schmerzlich vermisste WLAN wird dankbar genutzt. Dann geht es weiter um den Scheienfluh herum und durch den Plasseggen Pass wieder hoch nach Österreich. Ein wunderschöner Blick zurück ins Tal belohnt uns für die Anstrengungen, die grüne Hochebene davor zu erreichen. Ein wenig weiter des Weges am Grubenpass schauen wir noch mal kurz in die Schweiz und auf den Gipfel des Sulzfluh, den wir am nächsten Tag erklimmen wollen. Noch erschreckend weit weg und sehr hoch erscheint manchem das Gipfelkreuz. Beim Abendessen begrüßt der Hüttenwirt alle Anwesenden, macht jedoch wenig Hoffnung auf gutes Wetter am nächsten Tag.

Vor der Tilisunahütte

Totalphütte

Lünersee

Hinter der Gansluggen

Hinter der Gansluggen

Sulzfluhgipfel

Sulzfluh

Freitag
(Tilisunahütte - Sulzfluhgipfel - Tilisunahütte)

Unser heutiges Ziel ist der Berggipfel Sulzfluh mit 2817 Meter über dem Meer. Mit leichtem Tagesgepäck und bei angenehmer Witterung begeben wir uns auf den Weg. Nicht weit von der Tilisunahütte entfernt amüsieren wir uns über zwei Murmeltiere, die süß miteinander spielen. Der Wanderweg führt über das Sulzfluhplateau. Die Landschaft ist von Schiefer und Kalkstein geprägt. Am Gipfelkreuz angekommen, werden wir mit einem 360-Grad-Panorama belohnt. Anschließend folgt das obligatorische Gruppenbild. Zwei Alpendohlen bleiben in unserer Nähe, während wir uns ausruhen. Auf dem Rückweg wird es wärmer, die Sonne hat sich endlich durchgesetzt. Wir genießen die Zeit am Nachmittag, indem wir etwas Leckeres essen, in der Sonne liegen, lesen, einen kleinen Spaziergang oder Yoga machen.

Samstag
(Tilisunahütte - Alpilaalpe - Vandans)

Heute geht’s nur noch abwärts. Eine Zumutung für unsere Knie. Dafür hält sich das Wetter und auf matschigen Wegen geht es vorbei an neugierigen Kühen zur Alpilaalpe. Die frisch gebackene Donauwelle dort versüßt uns den Abschied von den Bergen ein wenig. Mit der Mittagssirene erreichen wir wieder das Staubecken am Lünerseewerk Schauraum. So schließt sich der Kreis. Für das letzte Stück abwärts nach Vandans teilt sich die Gruppe auf. Drei nehmen die Gondel und 5 entscheiden sich für den Alpine-Coster. Beides geht am Staubecken los. Ein Riesenspaß die steile Sommerrodelbahn den Berg runterzubrausen. Über 2 km in wenigen Minuten. Nach oben war der Weg vor einer Woche wesentlich schweißtreibender. Auf dem Parkplatz unten verabschieden wir uns mit herzlichen Umarmungen voneinander. Schön wars gewesen!

Text und Fotos: Cordula Haaß und Julia Navarro Ruiz